Damals in Thailand

Freitag, 12. Januar 2018

11. Januar 2018 - 17.45 Uhr
Es ist unfassbar still! Ab und zu poltert von Bergziegen losgetretenes Geröll von den fast senkrechten Wadiwänden herunter, manchmal zirpt ein Vogel vorbei, eine entfernte Grille sägt ihren Abendgesang und wenn die leichte Brise verstummt, höre ich das Blut in meinen Ohren rauschen.
Ich sitze vorm Zelt im Wadi Arbiyyin kurz vor As Suwayh.
Kein Auto seit einer Stunde und bei der Fahrt durch das zwischen leuchtenden Felswänden mäandernde Wadi überholte mich lediglich eine Gruppe Motorradfahrer, ansonsten keine Menschenseele. Nachdem die letzten zwei Tage viel Schweizerdeutsch um mich war und bevor es bald ins trubelige Mascat und dann zurück ins laute Hamburg geht, genieße ich die große Stille der Berge nun besonders! Sie ist Balsam für die Seele und verlangsamt das Denken und das Sein.
Gestern hab ich quasi den ganzen Tag am Fins Beach verbracht. Zunächst all die nassen Sachen getrocknet, dann viel aufs Meer gestarrt und am Strand herum spaziert und nachmittags dann eingekauft in Fins. Abends gab es einem riesen Topf Nudeln mit Tomaten und Thunfisch, wahrlich keine feine Küche, aber sehr satt hats gemacht...
Leila und Matthias (die schweizer Radler) bekamen am Abend noch Besuch von zwei weiteren schweizer Paaren, die sie auf ihrer Reise kennengelernt haben. Das eine Paar ist mit dem Jeep für ein Jahr auf Weltreise. Es ist ein lustiger Abend, es wird reichlich Gin Tonic getrunken (ich hab nach einem einzigen schon genug... 6 Wochen ganz ohne Alkohol machen sensibler und haben mir durchaus sehr gut getan..), aber irgendwann wird mir das Berndütsch zu anstrengend und ich verziehe mich in den Schlafsack.
Dafür war ich heut ziemlich früh wach und auf der Straße. Und das war prima, weil ich vor dem großen Ansturm im berühmten Wadi Shab war.
Dies Wadi ist eine sehr enge Schlucht zwischen hohen Felswänden und wenn man nach einer halben Stunde Fußmarsch durch drei hintereinander liegende Pools schwimmt, kommt man zuletzt an eine Schwimmstelle, an der gerade so der Kopf zwischen und unter den tunnelartigen Felsen hindurchpasst. Wenn man diese Engstelle passiert hat, öffnet sich plötzlich eine hohe, kuppelförmige Höhle mit zwei Fenstern gen Himmel und einem rauschenden Wasserfall, welcher sich in das Wasserbecken dieser Kathedrale ergießt. Schwimmend bleibe ich dort lange im relativ warmem Wasser und bin vollkommen hingerissen von diesem Wunderwerk der Natur.
Schon wieder ein geradezu magischer Ort. Bin sehr glücklich, dies erleben zu können!
Auf dem Rückweg kommen mir Hundertschaften entgegen....
Anschließend dann heftiger Gegenwind auf dem Highway Richtung Norden. In einem Coffee Shop in Bimmah bekomme ich, kurz bevor er schließt noch ein Ei-Sandwich und Dal. Ansonsten kein Laden oder Restaurant mehr bis hierher ins entlegene Wadi. Also gut, dass ich gestern für zwei Tage gegessen hab... Immerhin hatte ich noch etwas Hummus und Weißbrot für den Abend. Und mein Dattel Vorrat neigt sich bedenklich dem Ende zu.
Inzwischen wölbt sich der Sternenhimmel überm Tal, Orion schiebt sich über einen Felsriegel, Mücken schwirren um mich und irgendein Nachtvogel läßt laute Rufe durchs Wadi schallen.
Bin sehr zufrieden mit der Welt!