Damals in Thailand

Sonntag, 7. Januar 2018

Die Muezzins in Sur sind etwas ganz besonderes! Genau zur gleichen Zeit, nämlich hier schon um 5 Uhr morgens zelebrieren geschätzte 15 Muezzins gleichzeitig ihren Gesang über die weithin schallenden Lautsprecher. In der Mischung klingt dies wie ein besonderes Crossover zwischen gregorianischem Gesang und zeitgenössischer Chormusik. Es belustigt und birgt doch auch eine gewisse Schönheit in sich.
Ich bin tatsächlich heut in Sur geblieben, müßiggehend und absichtslos-gemächlich durch den Ort schlendernd. So tun sich neue Dinge auf. Zwei mal werde ich von Omanis ins Haus gebeten. Der erste will mir nur das Empfangszimmer seiner jungen Kleinfamilie zeigen. Ein sehr dunkler, mit allem möglichen Nippes und fadenscheinigen Sofas und Kissen gefüllter Raum.
Die zweite Einladung kommt von einem offensichtlich taubstummem alten Mann, der mir stolz seine sehr saubere und helle Wohnung zeigt und unbedingt unsere grundverschiedenen Bekleidungen würdigen will. Er zeigt mir wie das Unterkleid der traditionellen Dishdashas mit einer Kordel gebunden wird und ist fasziniert von meinem Gürtel...
In der Stadt sieht man Vormittags sehr viele gänzlich schwarz verschleierte Frauen zwischen ihren Einkäufen hin und herlaufen. Der Kontrast zwischen ihrem bis auf einen Augenschlitz verborgenen Wesen und den Läden, welche sie besuchen, könnte kaum größer sein. Es sind Modeläden mit bunten, reich verzierten Kleidern mit sehr westlich anmutenden Werbefotos im Fenster, überquellende Parfum- und Schminkläden, Schmuckläden mit kostbaren Goldgeschmeiden in den Fenstern.
Und überall lungern Dank der momentanen Zeugniss-Schulferien die übermütig- lauten Jungs herum. Sie schreien mir ihr 'hello, how are you' entgegen, wenn ich aber ein Gespräch versuche, werden sie plötzlich recht schüchtern. Schade, dass ihr Englisch oftmals über diese Formel nicht sehr weit hinausgeht. Die Englischlehrerin Catherine aus Nizwa hat berichtet, dass insbesondere die Jungs hier recht nachlässig und kaum wissbegierig oder gar ehrgeizig seien. Der Staat sorgt für Ihre Zukunft und ihr Auskommen (noch...) und es gibt keine besondere Notwendigkeit, sich wirklich zu bemühen. Wenn man das denn so pauschal schreiben darf...
Mittags sitze ich beim Imbiss am Wasser. Und um die Ecke kommen Matthias und Leila, das Schweizer Radler Paar, die ich bereits im Wadi Dham und nachher bei Catherine traf. Als ob der Oman so klein wär...