Damals in Thailand

Sonntag, 14. Januar 2018

'Reise-Rückblick':

Ich habe so viel Gastfreundschaft erlebt! Menschen die einfach fragen, ob ich etwas brauche, die mir Wasserflaschen aus dem fahrenden Auto reichen, die zu Café und Datteln einladen, die ein kurzes Schwätzchen halten wollen, die mein Frühstück bezahlen, die freundlich grüßen, die mich ganz selbstverständlich zu ihrem Picknick dazuladen.
Die oft gehörte Anrede 'hey brother' drückt aus, wie sehr der Gedanke der Brüderlichkeit in dieser Kultur verankert zu sein scheint.

Es ist kein Tag vergangen ohne Sonne! Und ich habe so viele grandiose Landschaften und besondere Orte gesehen! Ich bin voll der wunderbaren Eindrücke!

Das Erlebniss, nach dutzenden Kilometern Stein- und Sandwüste in eine Oase zu kommen und das Grün der Palmengärten zu sehen, wirkt als Balsam für Augen und Seele!  So habe ich die Bedeutung der Oase endlich ganz körperlich begriffen.

Leere aushalten! Und dem gelegentlichen Bedürfnisse, die ganze Sache abzubrechen, zu wiederstehen und weiterzureisen. Vielleicht macht das ja stärker ...

Und welch wohltuende Erfahrung, sich auf die existentiellen Dinge des Lebens zu reduzieren: wovon werde ich heute satt? Habe ich genug Wasser bis zum nächsten Ort? Wo werde ich die Nacht verbringen? Wie bleibe ich fit und gesund für die noch vor mir liegenden Kilometer? Wie muss ich mein Fortbewegungsmittel und das übrige Material pflegen und hüten, um immer weiterzukommen? In die Pedale treten, Kilometer um Kilometer, Höhenmeter um Höhenmeter.

Die Perspektive erweitert:  nicht alles was ich hier erlebe gefällt mir; (☆) aber es ohne Bewertung anzuschauen, als komplett andere Lebensentwürfe, relativiert die eigene Sicht und das eigene Leben.

Ich bin zum absoluten Dattel-Fan geworden, besonders getunkt in die hier so leckere Sesam Paste!

☆ Was mir nicht gefallen hat:
- Die strikte Trennung der Geschlechter und die damit mitunter einhergehende Abwesenheit von Frauen mit gleichzeitiger Dominanz von männlichem Imponiergehabe schon bei kleinen Jungs
- Das nett gemeinte, aber irgendwann kolossal nervende (Gruß-) Gehupe
- Die Zweiklassengesellschaft:  auf der einen Seite die in allem privilegierten Omanis und auf der anderen Seite die vielen asiatischen Arbeiter die teils wie minderwertige Diener behandelt werden (Stichwort Hupkonzert vorm Imbiss)
- Der allgegenwärtige Müll! Plastiktüten und Flaschen, Autoteile, alles was man nicht mehr braucht wird irgendwo hingeworfen.
- Die strikte Ausrichtung aufs Auto (keine Eisenbahn, kaum Busse, 8-spurige Highways in Mascat welche man kilometerlang als Fußgänger nicht überqueren kann, usw...)
- Kein Land der Nachhaltigkeit: ich habe keinen einzigen Sonnenkollektor und keine einzige Windmühle gesehen. Dabei gibt es Sonne und Wind hier wahrlich zur Genüge...

Was ich vermissen werde:
- Dass einem aus fast jedem Auto und von fast jedem Fußgänger ein Gruß zugewunken wird
- Das vollkommen sinnlos aus dem schnell vorbei fahrenden Auto herausgeschriene 'How are you'.
-  Frisches Roti und Dal am Morgen
- Bewegung
- Die Muezzins
- Das Tiefblau des Himmels gegen das Graubraun der Berge mit sattgrünen Dattelhainen als Grund / ergo die Farben

3.474 km /  26.353 Höhenmeter / 180 Stunden im Sattel