Damals in Thailand

Sonntag, 10. Dezember 2017

9.11. Abends
Nach dem Frühstück in Shelim sprach mich noch Ahmed an, ein sehr netter Omani, der aus Shelim stammt, dort teils noch wohnt, aber in Mascat im Gesundheitswesen arbeitet. Es tut so gut, mal wieder richtig mit jemandem reden zu können. Er erzählt einiges über seinen Heimatort, wie er sich in den letzten 20 Jahren vom reinen Nomadenort mit nur 3 festen Häusern zum festen Wohnort entwickelt hat. Er benennt die Licht- und Schattenseiten dieser Entwicklung.  Aus Gesundheitssicht moniert er,  dass die Menschen sich überhaupt nicht mehr bewegen, seit sie alles mit dem Auto machen. Noch vor 20 Jahren gab es hier kaum Straßen und die Beduinen zogen noch mit ihren Kamelkarawanen handelnd durchs Land.
Dann gab's nochmal für 30 km kräftigen Rückenwind bis ans Meer.  Von da ab allerdings zunehmend von vorn.  Ich wollte dann zu einem im Reiseführer schön beschriebenen Wadi fahren um
auszuruhen. Aber es kommt ja doch alles anders ... Es ist keine Straße dorthin zu finden.  Lediglich eine Staubpiste, der ich über 20 km mit vollem Gegenwind hätte folgen müssen - ohne sicher zu sein,  dass es der richtige Weg ist - hab ich gefunden. Also neuer Plan und 'einfach' weiter gen Salalah.
Die Straße zieht sich noch lang durch die Ebene zwischen Meer und Hügeln. Der Gegenwind wird zu Sturmboen. Dann endlich geht es in die Berge. Und hier passiert mir die grobe Fehleinschätzung der Entfernung durch diese Berge. Es geht spektakulär und wunderschön hinein in wilde Schluchten und nach den ersten 200 Höhenmeter denke ich schon,  jetzt kommt gleich die Abfahrt zurück ans Meer. Aber diese Strecke zieht sich noch über weitere 30 km und im Auf und Ab weiteren 800 Höhenmeter bei immer noch zunehmendem Sturm. Die Straße windet sich über eine Hochebene und vorbei an tiefen Schluchten und Canyons. Ein Ende ist nicht in Sicht, ebensowenig eine Zeltplatzmöglichkeit und es wird immer später, da ich nur sehr langsam gegen den Sturm ankomme. Als die Sonne sich bereits bedenklich dem Horizont nähert kommt endlich die ersehnte Abfahrt. Ich sehe hinab in grandiose Schluchten und Berge. Die Landschaft ist - besonders im Licht der untergehenden Sonne - einfach dramatisch und betörend schön! Ich sehe allerdings von oben auch,  dass die Straße nicht wie vermutet dann am Meer entlang nach Hasik führt,  sondern sich aus dem tiefen Tal nochmals in die Berge aufschwingt. Mein Plan,  im Dunkeln weiter bis Hasik zu fahren, wo es ein Motel geben soll, ist damit geplatzt. Noch mehr Höhenmeter mit Sturmboen im Gesicht schaff ich heut nicht.
Am tiefsten Punkt det Schlucht, nach einer sehr steilen Abfahrt, bei der ich wegen des Sturms trotz ~20 % Gefälle kräftig treten muß,  kommt dann die Erlösung. Und zwar eine für welche sich alle Strapazen und Ungewissheiten gelohnt haben.
Eine palmenbewachsene Oase mit Wasserlauf, Kamelen und ums Feuer sitzenden Beduinen. Auf meine Hand- und Fuß-Frage,  ob ich hier ich nächtigen darf, kommt ein freundliches Lächeln und nach oben gereckter Daumen. Ich soll bloß mit meinem Fahrrad die Kamele nicht erschrecken...
Und so sitz ich nun vor meinem Zelt unter Palmen, die Kamele blöken, im Wasser  springen große Fische,  die Grillen zirpen,  Fledermäuse schwirren durch die Luft,  ab und an hallt ein lauter Ruf eines Beduinen der seine Kamele beieinander hält durchs Tal und ein großer Wasservogel schwebte eben im Dunkeln über die Palmen hinweg.
Das ist mit Abstand bislang der schönste Zeltplatz auf dieser Reise und ein riesiger Kontrast zu den wüsten Flecken der letzten Nächte...
Fühl mich ausgepowert aber enorm glücklich,  hier gelandet zu sein. Wie gut, dass ich immer  weiter gefahren bin und der Versuchung widerstanden hab, einen Pickup anzuhalten! (Es kam allerdings eh keiner.... die Strecke durch die Berge war fast nicht befahren....) Kochen fällt heute aus. Erdnüsse und Datteln sind auch gut.
So krieche ich nun froh und matt in meinen Schlafsack.